26.07.2013
Mitteldeutscher Zeitung: Mieter holen Strom vom Dach
Link zum Online-Artikel
Link zum Zeitungsartikel
ENERGIE Engynious baut drei Photovoltaikanlagen auf Blöcken der Wohnungs- und Baugesellschaft. Damit können Bewohner bald Kosten senken.
WOLFEN/MZ - Mieter der kommunalen Wohnungs- und Baugesellschaft (WBG) in Wolfen-Nord können bald Energiekosten sparen. Auf den Dächern von drei Wohnblöcken in der Erich-Mühsam- und Comeniusstraße werden derzeit im Auftrag der Engynious GmbH drei Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 150 Kilowattpeak installiert. Damit kann Strom für insgesamt 95 Haushalte produziert werden.
Und das muss in Wolfen-Nord keine fiktive Größe mehr sein. Denn die Anlagen sind auf den Eigenverbrauch der Mieter ausgerichtet. Sie können sich sprichwörtlich den eigenen Strom vom Dach holen. "Wir eröffnen für Bewohner neue Wege der Stromversorgung", betont Engynious-Geschäftsführer Karl Zrost. Das hat in Wolfen zur Folge, dass drei Partner mit ins Boot müssen.
Denn weder Mieter noch Anlagenerrichter sind Eigentümer der Dachflächen. Die stellt die WBG zur Verfügung, die Engynious GmbH mit Sitz in Heidelberg installiert die Anlagen und die Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen sind als weiteres kommunales Unternehmen dabei. Sie garantieren die kontinuierliche Stromversorgung auch dann, wenn die Sonne nicht scheint oder mehr Strom benötigt wird, als die Anlage zur Verfügung stellen kann.
Stadtwerke-Geschäftsführer Hans-Tilo Winkelmann geht davon aus, dass Mieter bei Bezug des Solarstroms vom eigenen Dach ihre Stromkosten sofort senken können. "Strom muss ganz einfach nicht mehr über das öffentliche Netz transportiert werden. Übliche Netzentgelte fallen deshalb auch nicht an." Was Winkelmann in Aussicht stellt, ist ein spezieller Mix aus eigenproduziertem Solarstrom und Strom von den Stadtwerken. Das Unternehmen speist bei Bedarf über den Anlagenbetreiber in die Haushalte ein.
"Wir verschließen uns nicht vor solchen Ideen", erklärt Jürgen Voigt, Geschäftsführer der WBG. Das Unternehmen wird außerdem die Hausbeleuchtung in den betroffenen Wohnblöcken über den Strom vom Dach betreiben. "Das hilft auch, die Betriebskosten zu mindern", meint Voigt, für den die Baumaßnahmen ein konkretes Angebot an die Mieter darstellen, an günstigen Strom zu gelangen.
Der Geschäftsführer ist überzeugt davon, dass "Strom vom eigenen Dach" Erfolg haben wird. Zwar können weder er noch Stadtwerkechef Winkelmann bereits mit konkreten Zahlen zu abgeschlossenen Lieferverträgen aufwarten. Allerdings sieht Voigt einen großen Vorteil: Das Vorhaben werde mit zwei Partnern realisiert, die lokal bekannt und greifbar seien. Der Mieter vertraue häufig seit Jahr und Tag auf die Leistungen der Stadtwerke. Zur WBG als Vermieter bestehe ohnehin ein direkter Draht.
Die Anlagen auf den Dächern in Wolfen-Nord sollen in Kürze in Betrieb gehen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere ihrer Art folgen. "Aber wir brauchen natürlich vorrangig Dächer mit Südausrichtung", so Voigt.
Das hilft auch, die Betriebskosten zu senken.
Jürgen Voigt
WBG-Geschäftsführer
ARTIKEL VON ULF ROSTALSKY